Sascha Lobo auf Netzpolitik.org
Mein Name ist
Sascha Lobo, hauptberuflich bin ich Autor, Vortragsredner und gründe eine
Ebook-Plattform. Nebenberuflich bin ich kein Internet-Aktivist.
Mit
dem Begriff Internet-Aktivismus wird in der Öffentlichkeit sehr leichtfertig
umgegangen. Nach Durchsicht eines Dutzends Artikel über Netzpolitik gewinnt man
den Eindruck, es gäbe zehntausende Netzaktivisten in Deutschland. Und man
könnte sogar versucht sein zu glauben, ich sei einer von ihnen. Beides
entspricht nicht der Wahrheit.
Der
Grund für dieses Missverständnis hängt direkt mit der Veränderung der
Gesellschaft durch das Internet zusammen. Das Netz besteht dem ersten Anschein
nach aus purer Kommunikation: sind ja bloß Pixel, alles. Deshalb sieht es von
außen so aus, als wäre jeder, der sich kommunikativ beteiligt, ein tatsächlich
Beteiligter. Und damit auch Internet-Aktivist. Aber ein Retweet fährt nicht zum
Bundestag, um Gespräche mit Abgeordneten zu führen. Ein hingeworfener Kommentar
ist keine politische Aktion.
Die
Netzgemeinde, also netzpolitisch substantiell interessierte Personen, schätze
ich auf 50.000 bis 100.000 Leute in Deutschland. Die weitaus meisten davon
bloggen, twittern oder mumblen über Netz, Gesellschaft, Politik. Das ist famos,
das ist superspitzenmäßig, das ist zweifellos notwendig. Vor allem aber ist es
nicht Netzaktivismus, sondern Netzdiskussion und Selbstvergewisserung mit
geringer Außenwirkung.
Auch
die Aktionen mit etwas höherer Außenwirkung können auf ihre Art sinnvoll sein.
Ich halte nichts davon, den Begriff “Clicktivismus” abwertend zu verwenden,
diese Form der Beteiligung ist medienrelevant und kann Leute erreichen, die
sonst wenig Kontakt mit der politischen Realität haben. Aber es ist eben kein
Aktivismus. Ich selbst schreibe einigermaßen regelmäßig in aufrüttelndem bis
belehrendem Ton über netzpolitische Themen, und auch dabei handelt es sich
nicht um Internet-Aktivismus. Sondern um Artikel über Internet-Aktivismus.
Irgendjemand
muss zu völlig unterstreamten Veranstaltungen fahren, Hintergrundgespräche
führen, strategisch sinnvoll öffentlichen Druck aufbauen, Anlaufstelle sein für
relevante Leaks, Anfragen stellen, Daten auswerten und aufbereiten, Aktionen
organisieren und koordinieren und auf Podien und in Gremien genau die Dinge
sagen, für die man nicht bezahlt wird. Und irgendjemand muss über die
Öffentlichkeit darüber informieren, sie im richtigen Moment mobilisieren sowie
alles auch noch fortlaufend dokumentieren. Einmal im Vierteljahr ist das ein
großer Spaß, tut man das jeden Tag, muss man es Arbeit nennen. Netzaktivismus
ist Arbeit.
Dieser
Netzaktivismus, der dringend benötigt wird, ist nichts anderes als eine Lobby.
Leider ist das Leitmotiv dieser Lobby kein Geschäftsmodell, dann gäbe es keine
Probleme damit, diese Arbeit zu bezahlen. Das Ziel des Netzaktivismus ist ein
gesellschaftliches Ideal, die Uridee eines freien, offenen, sicheren Internets
für alle. Ideale haben sich am Markt jedoch als umsatzschwach erwiesen. Ideale
zahlen keine Miete. Im Gegenteil muss man sich Ideale leisten: leisten können
und leisten wollen.
An
diesem Punkt kommt dreierlei zusammen:
- der ständige Kampf für das Internet
- das Blog Netzpolitik, das unabhängigste Zentralorgan dieses Kampfes
- Eure Geldbörsen
Jede
Person, die ernsthaft an einem freien, offenen, sicheren Netz interessiert ist,
ist aufgerufen, sich zu beteiligten. Und dieser Beitrag ist kein Retweet,
sondern die direkte Finanzierung derjenigen, die überhaupt erst retweetbare
Aktivitäten unternehmen. Eine Finanzierung, die nicht bloß per Einmalbetrag das
eigene Gewissen spontan beruhigt, sondern die hilft, dass Netzpolitik.org
weiterexistiert. Das Zauberwort – mit dem Eure Elterngeneration Greenpeace hat
groß werden lassen – heisst Dauerauftrag.
Richtet
einen beliebig hohen, aber monatlichen Dauerauftrag für
netzpolitik.org ein.
Denn
es ist ein Dauerauftrag, für das freie, offene, sichere Internet zu kämpfen.
Wir wollen netzpolitik.org weiter ausbauen. Dafür brauchen wir finanzielle
Unterstützung, auch um weiterhin einen Full- RSS-Feed anbieten zu können.Investiere in digitale Bürgerrechte.
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