Was passiert mit meinem Schrottfernseher? Verfolgungsjagd per GPS
Was ist die Idee?
Der Export von Elektroschrott ist
illegal. Trotzdem verlassen Deutschland jedes Jahr rund 150.000 Tonnen – ein
Drittel davon sind alte Fernseher und Bildschirme. Meist landen sie in den
Entwicklungs- und Schwellenländern Afrikas und Asiens. „Offensichtlich findet
auf dem Weg zwischen dem Endkonsumenten, der ein Produkt wegwirft, und dem
tatsächlichen Recycling noch eine große Wertschöpfung mit hohen ökonomischen
Anreizen statt“, heißt es in einer Studie der Hamburger Stiftung für
Wirtschaftsethik. Und das Geschäft mit dem Elektroschrott wächst immer
schneller. Das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) schätzt allein
das Schwarzmarktvolumen in China auf 3,75 Milliarden Dollar jährlich, Tendenz
rasant steigend.
Auf den Schrotthalden in Afrika
oder Asien wird unser Elektromüll unter Bedingungen ausgeweidet, die für Mensch
und Umwelt äußerst schädlich sind. Oft genug von Kindern per Hand, die die
Geräte einfach ins Feuer werfen, um an wiederverwertbare Edelmetalle zu
gelangen. Dabei atmen sie giftige Plastikdämpfe ein. Schwermetalle verseuchen
die Böden. Ganze Landstriche werden so quasi unbewohnbar.
Wie aber genau gelangen unsere
alten Fernseher nach Ghana oder unsere alten Bildschirme nach China? Und wer
verdient daran? Das wollen wir herausfinden. Dafür statten wir alte Fernseher
mit GPS-Peilsendern aus, entsorgen sie auf verschiedenen Wegen, bringen sie zum
Wertstoffhof oder setzen sie auf der Straße aus. Über die GPS-Daten nehmen wir
ihre Fährte auf. Und reisen ihnen hinterher. Im Zweifel bis nach Ghana oder
China. So wollen wir die verschiedenen Zwischenstationen ausfindig machen, die
beteiligten Akteure konfrontieren und die Zusammenhänge recherchieren. Wir wollen
am konkreten Beispiel herausfinden, wer profitiert und wer verliert im
weltweiten Handel mit Elektroschrott.
Wofür brauchen wir Eure Hilfe?
Handelsübliche GPS-Geräte
arbeiten weder mit der Akkulaufzeit noch der Signalstärke, wie wir sie für die
Reiseroute der Altfernseher benötigen. Wir müssen also spezielle Geräte
basteln. Hinzu kommen die Reise- und Recherchekosten. Außerdem wollen wir eine
interaktive Website bauen, auf der Ihr den Weg der Fernseher mit verfolgen
könnt. Für all das brauchen wir Eure Unterstützung.
Was ist Follow the Money?
Follow the Money ist
ein unabhängiges, wirtschaftsjournalistisches Experiment. Wir haben uns zum
Ziel gesetzt, globale Kapital- und Warenströme und ihre lokalen Auswirkungen
verständlich zu machen. Dabei folgen wir einem grundlegenden Prinzip: Wir
stellen einfache Fragen, nehmen bei der Recherche die Spur des Geldes auf und
finden Antworten, die auch Graubereiche wirtschaftlichen Handelns ausleuchten.
Unsere Recherchen sollen nicht bloß die Oberfläche streifen, sondern zu
differenzierten Geschichten führen, die wir sowohl über Kooperationen mit
etablierten Medien als auch multimedial und frei zugängig auf unserer eigenen
Homepage erzählen.
Die Auswahlkriterien für unsere Geschichten:
– Kann man die Recherche-Frage
einfach (in 140 Zeichen) stellen?
– Ist das Thema komplex und die
Antwort offen?
– Hat es Anschluss an globale
wirtschaftliche Zusammenhänge?
Wer steht dahinter?
Christian Salewski (Jahrgang 80)
Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule (DJS) war
Redakteur der Gruner+Jahr Wirtschaftsmedien, bis die Financial Times
Deutschland eingestellt wurde. Derzeit recherchiert er für FtM als Holbrooke
Journalist in Residence Fellow beim German Marshall Fund in Washington. Der
Diplom-Politologe hat als Gastreporter und als freier Journalist für ProPublica
in New York gearbeitet. Seine Recherchen und Reportagen wurden mehrfach
ausgezeichnet, etwa mit dem Ernst-Schneider-Preis, dem Politik & Kultur-Journalistenpreis
oder dem Alexander-Rhomberg-Preis.
Felix Rohrbeck (Jahrgang 80)
Der
Diplom-Volkswirt und Kommunikationswissenschaftler arbeitete nach seinem
Studium an der Universität Hamburg zunächst als Projektleiter für die Hamburger
Stiftung für Wirtschaftsethik. Er volontierte beim NDR, war Redakteur bei den
Gruner+Jahr Wirtschaftsmedien und schreibt unter anderem für die ZEIT und das
Unternehmermagazin Impulse. 2010 wurde er mit dem Georg von Holtzbrinck
Förderpreis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.
Marcus Pfeil (Jahrgang 75)
Der
Diplom-Betriebswirt hat bei der Bundesbank studiert und für die Bafin die
Deutsche Bank beaufsichtigt, ehe er an der Georg von Holtzbrinck-Schule für
Wirtschaftsjournalisten volontierte. Er ist Gründer der MedienManufaktur
Wortlaut & Söhne in Berlin und arbeitet für die ZEIT, brandeins und ist
Kolumnist für das Wall Street Journal Deutschland.
Carolyn Braun (Jahrgang 76)
Die Absolventin der
Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten studierte in Berlin
und Kopenhagen Kommunikationswissenschaften, BWL und Politik. Sie arbeitete als
Chefredakteurin eines kleinen Fachmagazins, ehe sie Partnerin der MedienManufaktur
Wortlaut & Söhne wurde. Sie schreibt unter anderem für Die ZEIT und das
Wirtschaftsmagazin brandeins.
Video zum Projekt
Unterstützt das Projekt auf krautreporter.de
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