Donnerstag, 13. Juni 2013

Macht, Moneten und Marionetten


Jens Weinreich, freier Journalist (Foto: newsroom.de)




Jens Weinreich ist einer der bekanntesten deutschen Sportjournalisten, einer der wenigen Spezialisten für die Schattenwelt rund um das Internationale Olympische Komiteel. Vor der Wahl eines neuen IOC-Präsidenten plant er Recherchen auf mehreren Kontinenten. Mehr dazu in seinem Projekt bei Krautreporter. 






Worum geht es in diesem Buch?


Am 10. September 2013 wird in Buenos Aires der neue Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt. Ein Deutscher ist Favorit auf den Thron: Thomas Bach (FDP), Wirtschaftslobbyist, Olympiasieger, ein Mann aus der Grauzone von Sport, Politik und Big Business.

Erst waren wir Papst, nun werden wir IOC-Präsident?

Eine bestimmte Art von Medien ist schon dabei, sich auf die Wahl einzugrooven. Deutsche Sportverbände und Politik senden Ergebenheits- und Unterstützungsadressen. Propaganda statt Aufklärung. Das IOC, immer noch ein privater, milliardenschwerer Verein von Transparenzallergikern, in dessen Wirkungsbereich Korruption systemimmanent ist, wird plötzlich zu einem ehrenwerten Gremium verklärt - und gleichsam zum Kulturgut erklärt.

Ich will genauer hinschauen, so wie ich es seit mehr als zwanzig Jahren in dieser Parallelgesellschaft versucheIch werde nicht nur den Werdegang und die vielfältigen Lebenssachverhalte des Thomas Bach aufarbeiten, sondern auch die anderen fünf Präsidentschaftskandidaten porträtieren, beschreiben, wofür sie stehen und wer hinter ihnen steht.

Ich werde die Präsidentenkür bis zum 10. September, bis zur Vollversammlung in Buenos Aires, quasi live begleiten - und darüber ein Buch schreiben.

Vor allem aber werde ich die Arbeit der Strippenzieher, Spindoktoren und Finanziers im Hintergrund beschreiben, denn im olympischen Weltsport verschiebt sich die Macht kolossal: Ölscheichs, Oligarchen und Despoten wie Wladimir Putin bestimmen längst den Lauf der Dinge, akquirieren Mega-Events wie Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften, und durchsetzen die Gremien mit ihren Figuren.

Es geht um mehr als die IOC-Präsidentschaft. Tektonische Machtverschiebungen sollen auf Jahrzehnte hinaus zementiert werden. Der Geldadel aus Diktaturen und Spezialdemokratien, oft nah an der Organisierten Kriminalität, übernimmt das Ruder.

Und wofür steht Bach? Sein Werdegang ist von einer, nun ja, gewissen Intransparenz geprägt: Er lernte sein sportpolitisches Handwerk beim ehemaligen Sport-Zampano Horst Dassler, Gründer einer Bestechungsagentur, er war neben seinem Ehrenamt fürstlich entlohnter diskreter Berater von Weltkonzernen - und er ist bestens in der arabischen Welt der Scheichs und Emire vernetzt.

Ein Sportbuch ist das nicht, sondern ein Polit- und Wirtschaftskrimi


Ich habe vieles anzufügen, was in dieser Dichte noch nicht publiziert wurde. Dieses Buch ist genau jetzt nötig. Es wird auch ein Buch über Medien, Journalismus und Instrumentalisierung. Ich will die Leser mit auf die Reise nehmen, in meinem Blog Themen diskutieren, dort und im Buch Recherchebedingungen, Erkenntnisgrenzen, eigene Fehler, Irrwege und eine gewisse Ohnmacht gegenüber der gut geölten Propagandamaschine Sportbusiness beschreiben. Das schließt den Präsidentenfavoriten ein: Ich will nicht die alten Klischees bedienen, sondern sein Wirken neu prüfen und bewerten, die kritische Überprüfung meiner eigenen bisherigen Berichterstattung inklusive.

Es wird also, teilweise, sehr persönlich. Wer sich in diesem Geschäft um Aufklärung bemüht, hat kaum Chancen - aber die kann er nutzen: in einer offenen Form des Journalismus, mit Hilfe der Crowd, was nicht nur die Finanzierung, sondern auch die fruchtbare Diskussion betrifft.

Das Blog wird als komplementäres Medium zu diesem Buchprojekt dienen: mit Debatten, Dokumenten, Audio und Video, grafischen Aufbereitungen.


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